Follow Friday lebt aber warum ist das hier eigentlich so eng

Weil ich es so wollte, aber zunehmend genervt davon bin.
Wovon labert der Typ? Von meinem Korsett. Nicht das, das übergewichtige Menschen wie mich in schlanke Elfen verwandelt, sondern von dem thematischen Korsett, das ich mir hier selbst umgeschnallt hab. Schön geschnürt, eng gebunden, damit bloß keine Gedanken rausploppen, die nichts mit Linux, Open Source, Fediverse oder digitaler Selbstverteidigung zu tun haben.

Ich hab’s so gebaut, weil ich damals „Struktur ist geil“ dachte. SEO-Dudes sagen eh alle, man soll lieber mehrere Blogs machen. Schön fein säuberlich sortiert nach Zielgruppe mit Keyword-Strategie und all dem Bullshit. Das Ding ist nur, mich juckt das nicht. Ich schreib das hier nicht für Google. Ich schreib das hier in erster Linie für mich. Damit die Birne leer wird. Damit ich Gedanken rauslassen kann. Und ja, natürlich freu ich mich, wenn das jemand liest und sich denkt „Yo, fühl ich“. Aber wenn nicht, auch gut. Es ist mein Platz hier. Mein digitales Wohnzimmer. Mein Tagebuch mit Publikumsoption. Kapiert hab ich das schon lange, sehr lange, vielleicht zu lange. Aber was geändert? Fehlanzeige! Denn ja, es gab in den letzten Jahren so einige Themen, die ich besser tippend für mich verarbeitet, statt wie üblich einfach runtergeschluckt hätte. Gut getan hätte es mir defintiv. Doch dann war da direkt immer der „das passt nicht in den Blog“ oder der „Junge, das Gesülze will nun wirklich keiner lesen“ Reflex, der mich davon abhielt.

Aber ich bin halt mehr als nur der Typ mit den Raspy-Tutorials. Ich hab vor Kurzem, halt dich fest, Anime für mich entdeckt. Mit Mitte 40. Ghost in the Shell, Cowboy Bebop, Dr. Stone – ballert. Ich will darüber schreiben. Vielleicht auch darüber, wie ich mit gebrauchter Hardware alte Konsolen bastle, um nochmal Street Fighter II zu zocken. Oder darüber, dass ich Hip-Hop seit den Neunzigern inhaliere, Graffiti liebe und hier ab und zu meine Character präsentiere, die ich auf’m Klo skizziere. Meine Versuche, Rezepte vegan nachzubauen, die oft in „warum schmeckt das wie nasser Karton?“ enden.. Aber hey, das alles bin auch ich.

Und da frag ich mich halt, passt das hierher? Nerv ich damit die Leute, die eigentlich nur wissen wollen, wie sie ihre Daten aus Googles schmierigen Tentakeln befreien können? Vielleicht. Aber vielleicht ist das hier auch genau der richtige Ort. Weil ich keinen Bock auf einen zweiten, dritten, vierten Blog hab. Ich bin kein Medienhaus mit Ressorts. Ich bin eine Person. Ich bin viel. Und das darf man sehen.

Wie’s jetzt weitergeht? Weiß ich noch nicht genau. Vielleicht weite ich das Korsett. Vielleicht gibt es mehr Ecken und Kanten und ein bisschen mehr ich. Oder vielleicht bleibt auch alles, wie es ist.. Wir werden sehen.

 

Und damit bin ich auch schon bei den Blogs des heutigen Follow Friday. Denn weißt du was? Es gibt da draußen Menschen, die sich nicht in enge Schubladen pressen lassen. Die schreiben mal über Technik, dann über ihre Katze, dann über Politik oder irgendwas komplett Abseitiges und das alles auf eine Art, die Spaß macht und auch mal zum Nachdenken anregt. Die leben Vielfalt. Thematisch, stilistisch, manchmal auch einfach komplett aus dem Bauch raus. Und genau solche Blogs feiere ich. Viel Spaß beim stöbern.


Torsten aka Dons Welt bloggt, wenn er seiner Tochter gerade mal keine Dad Jokes erzählt über alles, was Spaß macht oder nervt. Filme, Games, Nerdkram. Sogar Rezepte. Dazu gibt’s klare Kante und trockenen Humor. Liebe ich.


Lin von Linteresse bloggt über ihren Weg von Peking nach Magdeburg, das Leben dazwischen, Fotografie, Politik und persönliche Gedanken. Mit einem Faible für Dystopien, einem Herz für Grautöne und einer klaren Haltung gegen Social-Media-Monopole. Authentisch, reflektiert und immer lesenswert.


Herr Tommi und Frau Melli alias Jansens Pott, bloggen querbeet aus dem Leben. Reisen, Technik, Katzen, Brettspiele, Fotografie. Mal lustig, mal nachdenklich, immer authentisch. Ein bunter Mix mit ehrlicher Stimme und Ruhrpott-Charme, der sich nicht ums Clickbait schert. Genau das macht’s so schön.


Maximilian von  Buddenbohm und Söhne bloggt über das Leben in Hamburg, Familienalltag, Literatur, Politik und alles, was ihn bewegt. Mal nachdenklich, mal humorvoll, immer mit einem scharfen Blick für Details. Ein altmodisches Blog im besten Sinne, das zeigt, wie vielfältig und persönlich digitales Schreiben sein kann.


Lorenz von Lorenzos Welt schreibt über Inklusion, Politik, Musik, Technik und Alltag. Direkt, ehrlich und mit Haltung. Mal laut, mal leise, aber nie beliebig. Ein Blog, das Haltung zeigt und trotzdem Platz für Humor lässt.


4 Kommentare

Herr Montag 30. Mai 2025 Antworten

Hi Chris,

sehr schön, viele davon kenne ich, aber nicht alle. Ich versuche das nun auch jede Woche durchzuziehen. Und wenn es mal nur eine Empfehlung gibt, ist das auch völlig in Ordnung. „Fridays for Follows!“

Piehnat 30. Mai 2025 Antworten

Völlig ok. Soll ja kein Wettbewerb sein.

Björn 30. Mai 2025 Antworten

Danke für den neuen Lesestoff. #FollowFriday lohnt sich!

Piehnat 30. Mai 2025 Antworten

Nicht dafür.

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