Piehnat
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Wie die Rechte KI programmiert - und wir alle die Rechnung zahlen

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Auch wenn die Welt die nächsten Jahre Trump irgendwie übersteht, seine Regierung hat schon kräftig an den KI-Modellen herumgedoktert. Und zwar nicht zum Guten. Damit ein KI-Modell überhaupt etwas lernt, braucht es Trainingsdaten. Bücher, Artikel, News-Websites und Social-Media-Posts. Bücher sind meistens noch einigermaßen neutral, aber Artikel und News? Je nachdem, wer sie schreibt. Fox News, Breitbart & Co. vermitteln schnell den Eindruck, dass Ausländer grundsätzlich nur Ärger machen und KI schluckt das als objektive Information.

Und dann kommen die offiziellen Regierungsseiten ins Spiel. Für KI sind die so glaubwürdig wie die Bibel, Pech nur, wenn dort steht, dass Latinos Kriminelle und Sozialschmarotzer sind. Social Media? Ein digitales Klärbecken, in dem Trump & Co. gezielt Hass und Lügen streuen und KI das alles brav als Diskurs einordnet.

Dabei ist Trump nur das lauteste Symptom. Die eigentliche Krankheit sitzt tiefer, bei denen, die die Rechenzentren besitzen. Musk verkauft angeblich freie Meinungsäußerung als Geschäftsmodell, Thiel finanziert autoritäre Fantasien unter dem Deckmantel von Innovation, Zuckerberg schaut zu, solange der Algorithmus klickt, und die restlichen Tech-Bros klatschen von ihren Privatjets aus Beifall. Sie könnten gegensteuern, ethische Leitplanken setzen, offene Systeme fördern, aber warum sollten sie? Macht korrumpiert, und Rechenleistung multipliziert das nur.

Trumps Devise „Flood the zone with shit“ war kein Witz, es war die Blaupause für eine KI, die heute Desinformation als Wahrheit frisst. Bias in KI ist keine Verschwörungstheorie, sondern dokumentierte Realität. Eine Untersuchung von ProPublica zeigt, dass der COMPAS-Algorithmus in den USA Schwarze doppelt so oft als „Rückfalltäter“ einstufte, bei gleicher Vorstrafe. In den Niederlanden denunzierte das SyRI-System tausende Familien fälschlich als Sozialbetrüger, überproportional oft Menschen mit Migrationshintergrund. Ein Gericht verbot das System 2020 wegen Diskriminierung und mangelnder Transparenz

Doch damit nicht genug. Die Executive Orders (EOs) der Trump-Ära haben die Safeguards systematisch ausgehöhlt. EO 13859 war kein Aufruf zu Innovation, es war ein Freifahrtschein für diskriminierende KI. „Avoid regulatory barriers“ hieß: Ethik-Checks? Optional.

Die Heritage Foundation, kein harmloser Think-Tank, sondern die Architektin der konservativen Revolution in den USA treibt das noch auf die Spitze. Ihr „Project 2025“ ist ein Masterplan, um KI nach rechtem Gusto umzubauen. Traditionelle Werte heißen hier Zensur von Diversity-Inhalten, Patriotismus bedeutet Filter für regierungskritische Stimmen und Neutralität ist der Code für konservative Vormachtstellung. Wenn die Heritage Foundation fordert „AI must reflect traditional American values - not the radical left“ (Project 2025), dann geht es nicht um Technik, sondern um Macht. Übersetzung, KI soll konservativ sein, auch wenn das bedeutet, Minderheiten zu diskriminieren.

Das Perfide? Selbst wenn Trump 2025 abtritt, arbeitet Heritage schon heute daran, dass seine Ideologie in den Algorithmen weiterlebt, unsichtbar, aber wirksam.

Wir rasen also auf eine Schlucht zu, und während die einen noch über Bremsen diskutieren, gießen andere Öl ins Feuer. Und wir alle zahlen die Rechnung. Nicht irgendwann, sondern jeden Tag ein bisschen mehr. Wer einen Kredit beantragt, könnte abgelehnt werden, wer sich politisch "falsch" äußert, landet vielleicht im Filter, wer einfach nur neutrale News lesen will, bekommt das konservative Update serviert. Diskriminierung, Manipulation, verzerrte Informationen, das alles könnte gratis unseren Alltag befeuern, ohne dass wir es merken.

Doch es gibt Gegenwehr. Kalifornien versucht mit SB53, Transparenz und Sicherheit durchzusetzen. Die EU hat den AI Act, der KI zumindest in Europa etwas regulieren sollte. NGOs wie die ACLU und Experten wie Timnit Gebru schlagen Alarm.

Die KI von morgen wird mit den Daten von heute trainiert. Und die sind schon jetzt vergiftet. Doch während die einen mit Vollgas auf die Schlucht zurasen, arbeiten andere daran, die Bremsen zu reparieren. Ob wir rechtzeitig stoppen? Keine Ahnung. Aber wenigstens wissen wir, wer das Gaspedal durchtritt und warum.

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