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FAIR Package – Lichtblick oder nur heiße Luft für WordPress?

In der oft chaotischen Welt von Open Source will die Linux Foundation jetzt Ordnung in den Plugin- und Theme-Dschungel von WordPress bringen. Mit dem FAIR Package Manager (FAIR = Federated and Independent Repositories) soll ein neues, föderiertes System entstehen, das die Verteilung von Erweiterungen absichert und unabhängiger macht. Technisch wie organisatorisch.

Ziel des Projekts ist eine vertrauenswürdige, überprüfbare Infrastruktur für WordPress Erweiterungen, die nicht mehr nur von einem zentralen Marktplatz abhängt. Statt „eine Quelle für alles“ soll es künftig mehrere gleichwertige Repositories geben, die sich an ein gemeinsames Format und Standards halten.

Als Vorteile sieht man darin mehr Sicherheit durch verifizierte Signaturen und transparentere Veröffentlichungsprozesse. Gleichzeitig schafft FAIR technische Unabhängigkeit und das ganz bewusst. Die Governance liegt bei der Linux Foundation, nicht bei Automattic oder Matt Mullenweg, dem Elefanten im Raum.

Es ist kein Geheimniss, dass es in der WordPress-Community schon länger brodelt. Viele werfen Matt Mullenweg vor, dass er als CEO von Automattic zu viel Kontrolle über das eigentlich „freie“ WordPress hat. Die zentrale Infrastruktur (Themes, Plugins..) läuft über WordPress.org und steht de facto unter seiner Fuchtel. Kritische Stimmen sehen in FAIR nicht nur ein Infrastrukturprojekt, sondern einen Befreiungsschlag gegen diese Machtkonzentration. Oder wie Kellie Peterson es ausdrückt „Statt Mullenweg abzusetzen, machen wir ihn einfach irrelevant.“ Harte Worte, aber sicher nicht unbegründet.

Beteiligt an FAIR sind keine Unbekannten u.a. Joost de Valk (Yoast), Karim Marucchi, Helen Hou-Sandí, Ryan McCue, alles alte WordPress-Hasen. Koordiniert wird das Ganze von einem breit aufgestellten technischen Lenkungsausschuss. Klingt für mich wie kein Fork aus Trotz, sondern ein Versuch, die Basis zu reparieren, bevor der Keller absäuft.

FAIR will endlich Konsistenz und Nachvollziehbarkeit ins Ökosystem bringen. Kein Wildwuchs mehr, keine faulen Plugins aus dubiosen Quellen, keine willkürlichen Regeländerungen. Die Softwareverteilung soll sicher, überprüfbar und dezentral werden. Quasi Paketmanagement wie bei Linux, nur eben für WordPress.

Aber klar, das Ganze hat auch Haken. Dezentralisierung ist kein Kinderspielplatz. Wer auf WordPress klickt, will keine Architektur-Debatten führen, sondern Inhalte veröffentlichen. Wenn FAIR zu kompliziert wird oder zu wenig Unterstützung bekommt, kann es auch sang- und klanglos verpuffen. So wie schon viele gute Ideen vor ihm.

Und auch wenn es vordergründig um Technik geht, politisch ist das Ganze ebenfalls. FAIR ist eine direkte Reaktion auf jahrelangen Frust in der Community. Es geht um Vertrauen, Kontrolle, Machtverhältnisse. Und darum, dass WordPress vielleicht zu groß geworden ist, um von einer Firma (und einer Person) dominiert zu werden.

Wenn es klappt, könnte es WordPress unabhängiger, sicherer und zukunftsfähiger machen. Wenn nicht, bleibt es ein weiteres Kapitel in der langen Geschichte verpasster Chancen. Aber allein die Tatsache, dass sich überhaupt jemand traut, gegen den Status quo zu schießen, ist schon bemerkenswert.

Und wer weiß, vielleicht jammern wir in ein paar Jahren weniger über kaputte Plugins und fragwürdige Store-Policies, weil FAIR genau das Problem an der Wurzel gepackt hat.

2 Antworten auf „FAIR Package – Lichtblick oder nur heiße Luft für WordPress?“

Ich hasse dieses grauenhafte, unübersichtliches und mieses Framework namens WordPress mittlerweile. Es gibt Plugins, die eigentlich keine sind, sondern die Mechanismen komplett umdrehen und dann kommen die Leute aus dem Abo nicht mehr raus. Ich meide das inzwischen, wenn ich es bestimmen kann. Eine zeitlang hielt ich Ghost für die Lösung, aber das geht auch immer mehr den WordPress-Way, dann kann man auch gleich bleiben. Auch wenn sie sich jetzt versuchen, den offenen Anstrich zu verpassen, aber ein CMS, das mal in Deutschland nicht mal einfach so mit Kommentarfunktion nutzen kann, ist für den „ich will nur bloggen“ Typen keine Lösung.

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