Früher war das Internet ein bisschen wie eine Schatzsuche: Du hast eine Frage gegoogelt, dich durch Foren, Blogs, Wikipedia geklickt, dich in irgendwelchen Rabbit Holes verloren und am Ende irgendwas zwischen Goldnugget und absoluter Zeitverschwendung gefunden. Heute? Du fragst ChatGPT, kriegst eine Antwort und bist fertig. Kein Link, kein Kontext, kein „Moment, wer hat das eigentlich geschrieben?“. Willkommen im Zeitalter der Großen Bequemlichkeit. Oder: der digitalen Monokultur.
KI statt klassischer Websuche
Suchmaschinen waren mal das Tor zum Internet. Heute sind sie auf dem besten Weg, zur Einbahnstraße zu werden. Googles „AI Overviews“, bei denen du die Antworten direkt angezeigt bekommst, ohne überhaupt auf Webseiten klicken zu müssen, ist längst Realität. Microsofts Bing labert dich mit „Generative Search“ voll, und Tools wie Perplexity machen gleich die ganze Suchmaschine zur KI-Sprechstunde.
Was dabei auf der Strecke bleibt? Alles, was das Internet mal ausgemacht hat: Vielfalt, Diskurs, Links, Menschen. Die KI antwortet mit einem schön zusammengefassten Infopaket, aber woher sie das hat? Meh. „Basierend auf verschiedenen Quellen“, heißt es dann oft. Toll. Danke für nichts.
…und dann starb dein Blog
Das offene Web lebt von Klicks. Ohne Besucher kein Traffic, ohne Traffic keine Sichtbarkeit, ohne Sichtbarkeit keine Motivation, keine Inhalte. Wenn die KI aber Antworten aus deinem Blog extrahiert und Nutzern direkt vor die Nase setzt, ist der Klick auf deine Seite so überflüssig wie Cookie-Banner auf Websites ohne Cookies.
Besonders bitter: Viele dieser Modelle wurden mit genau diesen Inhalten trainiert. Kostenlos. Die KI verdient jetzt mit dem Wissen anderer Leute Geld, aber die Urheber bekommen davon rein gar nichts. Das ist, als würde jemand deine Bude fotografieren, als Airbnb-Wohnung vermieten und dann sagen: „Aber hey, es ist doch für die Allgemeinheit.“
Weniger Quellen, weniger Vielfalt, weniger Verstand
Wenn alle dieselbe KI befragen, bekommen auch alle dieselbe Antwort. Klingt effizient. Ist aber auch die perfekte Anleitung für intellektuellen Einheitsbrei. Denn was fehlt, ist nicht nur die Quelle, sondern auch der Diskurs.
Früher hast du beim Googeln unterschiedliche Meinungen gefunden, schräge Takes, Kommentarspaltenkriege, Blogs mit Haltung. Heute gibt dir die KI die vermeintlich objektive Wahrheit aus dem aggregierten Mainstream. Die Vielfalt wird hinter einer Wand aus Wahrscheinlichkeiten versteckt. Transparenz? Fehlanzeige. Bias? Unvermeidbar.
Das Web, wie wir es kannten, war hypertextuell, dezentral und anarchisch. Es basierte auf Links, auf dem Prinzip der Verknüpfung, der Neugier, des Abdriftens. KI-Systeme hingegen bauen Mauern: Sie liefern dir eine Antwort und sagen implizit: „Vertrau uns, das passt schon so.“
Wenn niemand mehr klickt, stirbt das offene Netz. Und mit ihm auch die kleinen Stimmen, die Blogs, die Indie-Seiten, die Foren, die nicht im Schatten von Konzernen stehen.
Fazit: Klick verdammt nochmal auf den Link
Klar, KI ist bequem. Und ja, manchmal ist es praktisch, eine schnelle Antwort zu bekommen. Aber wenn du willst, dass es das offene Internet auch morgen noch gibt, dann: Klick Links. Lies Blogs. Teile Inhalte. Stell Fragen. Und frag dich bei jeder KI-Antwort: Woher kommt das eigentlich? Denn Wissen ohne Quelle – klingt gut, bringt nix.
Oder wie man früher sagte: „Don’t trust anything you read on the Internet. Unless you clicked at least three links to get there.“