Linux-Distributionen die Raspberry Pi oder PC in Retro-Spielkonsolen verwandeln

Retro-Gaming erfreut sich großer Beliebtheit, und Linux-Distributionen bieten eine hervorragende Plattform dafür. Hier ein Überblick über die bekanntesten Optionen:

1. Batocera

Batocera entstand als Fork (Abspaltung) von Recalbox und wurde von einer Gruppe Entwicklern ins Leben gerufen, die eine benutzerfreundlichere und flexiblere Alternative zu bestehenden Retro-Gaming-Plattformen schaffen wollten. Das Projekt wird von einer weltweit sehr aktiven Open-Source-Community getragen.

Batocera zeichnet sich durch seine einfache Installation und breite Hardwareunterstützung aus und zielt darauf ab, besonders benutzerfreundlich zu sein, indem es die manuelle Konfiguration von Emulatoren weitgehend überflüssig macht, wodurch es zu einer sehr beliebten Wahl für Retro-Gaming-Fans wurde.

Verbreitung: Sehr populär

Anforderungen: Läuft auf verschiedenen Systemen, inkl. Raspberry Pi

Pro: Einfache Installation und Bedienung Große Emulatoren-Auswahl Regelmäßige Updates

Contra: Kann auf älteren Systemen langsam sein Weniger anpassbar als einige Alternativen

2. RetroPie

RetroPie ist eine Linux-Distribution, die zahlreiche Emulatoren für zumeist ältere Spielkonsolen und PCs unter einer intuitiv zu bedienenden Benutzeroberfläche (ähnlich einem HTPC) vereint. Ursprünglich für die Einplatinencomputer-Serie Raspberry Pi entwickelt, gibt es mittlerweile auch Varianten für verschiedene Modelle von ODROID. Darüber hinaus kann RetroPie unter Debian/Ubuntu basierten Linux-Distributionen als aufrufbares Programm installiert werden.

Für die Emulation wird hauptsächlich RetroArch verwendet. Darüber hinaus können Portierungen vieler Spiele, aber auch anderer Software, wie z.B. Kodi, über einfach gestaltete Menüs nachinstalliert werden. Als Benutzeroberfläche dient die „Emulation Station“, die für die Steuerung mit einem Gamepad optimiert ist. Standardmäßig sind ein Samba- sowie ein SSH-Server für den Fernzugriff eingerichtet, mit denen primär Spieldaten/ROM-Images über das lokale Netzwerk übertragen werden können.

Verbreitung: Weit verbreitet, besonders bei Raspberry Pi-Nutzern

Anforderungen: Optimiert für Raspberry Pi, läuft auch auf PCs

Pro: Große Community und Support Sehr anpassbar Umfangreiche Dokumentation

Contra: Steile Lernkurve für Anfänger Installation auf PCs kann kompliziert sein

3. Lakka

Lakka ist ein Projekt des libretro-Teams, das auch hinter RetroArch steht. Die leichtgewichtige, auf LibreELEC basierende Distribution, deren Fokus auf Einfachheit und Performance liegt, kommt mit einem User-Interface daher, das dem der Playstation sehr ähnelt. Eine Bedienung nur per Controller ist möglich, Maus und Tastatur können bei Bedarf natürlich trotzdem verwendet werden.

Verbreitung: Beliebt bei Minimalisten

Anforderungen: Läuft auf vielen Systemen, auch auf schwächerer Hardware

Pro: Sehr leichtgewichtig Schnelle Performance Einfaches Update-System

Contra: Weniger Funktionen als umfangreichere Distros Kann für Anfänger zu minimalistisch sein

4. Recalbox

Recalbox wurde 2015 von digitalLumberjack entwickelt. Die Idee entstand, als seine Schwester den Wunsch äußerte, alte Spiele aus ihrer Kindheit wie „The Lion King“ auf dem Super Nintendo zu spielen. Ziel war es, eine benutzerfreundliche Lösung zu entwickeln, die ohne Tastatur und Maus auskommt.

Recalbox basiert nicht auf einer vorkompilierten Linux-Distribution, sondern nutzt Buildroot, um ein maßgeschneidertes, schlankes Betriebssystem zu erstellen. Es integriert zahlreiche unabhängige Projekte und Emulatoren unter einer einheitlichen grafischen Oberfläche.

Technisch zeichnet sich Recalbox durch seine Kompatibilität mit verschiedenen Einplatinencomputern wie Raspberry Pi und Odroid sowie mit x86-Systemen aus. Es unterstützt eine Vielzahl von Controllern und Zubehör, darunter PS3, PS4, Xbox360 und 8bitdo Controller. Besonders hervorzuheben ist die native Unterstützung des Xbox Adaptive Controllers, die Recalbox auch für Menschen mit Beeinträchtigungen zugänglich macht.

Verbreitung: Beliebte Alternative zu RetroPie

Anforderungen: Ähnlich wie Batocera, gut für verschiedene Hardware

Pro: Benutzerfreundlich Gute Balance zwischen Funktionen und Einfachheit Regelmäßige Updates

Contra: Weniger anpassbar als RetroPie Kleinere Community als einige Alternativen

5. ChimeraOS

Nicht wirklich „nur“ für Retro Games, da ChimeraOS eigentlich ein Gaming-Betriebssystem, das SteamOS auch Abseits des Steam Deck auf Handhelds und PCs bringt, aber bekanntlich gibt es auf Steam ja auch massig Retro Games, daher sei mir eine kleine Abweichung gegönnt.

Pro: Unterstützt sowohl Retro- als auch moderne Spiele Gute Integration mit Steam Regelmäßige Updates

Contra: Weniger fokussiert auf reine Retro-Erfahrung Höhere Systemanforderungen

6. Retro Home(Alpha Build)

Eine inoffizielle Ubuntu-basierte Linux-Distribution für den Raspberry Pi vom Schöpfer von Ubuntu MATE. Unterstützt bereits verschiedene Raspberry Pi.

Verbreitung: Noch in der Entwicklung, wachsende Nutzerbasis

Anforderungen: Optimiert für Raspberry Pi

Pro: Ubuntu-basiert, vertraut für viele Nutzer Einfache Benutzeroberfläche Aktive Entwicklung

Contra: Noch in Alpha-Phase, kann instabil sein Begrenzte Hardware-Unterstützung

 

Jede dieser Distributionen hat ihre Stärken und eignet sich für unterschiedliche Bedürfnisse. Batocera und RetroPie sind aufgrund ihrer Vielseitigkeit und großen Communities oft die ersten Anlaufstellen. Lakka und Recalbox bieten einfachere Lösungen für Einsteiger, während ChimeraOS eine interessante Option für diejenigen ist, die sowohl Retro- als auch moderne Spiele genießen möchten.

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