Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in der Europäischen Union ist ein großes Thema. Digitale Souveränität steht dabei leider nicht oft im Mittelpunkt. Nun gibt es mit EU OS ein neues Projekt, das genau dieses Ziel verfolgt. Aber was steckt dahinter? Ist das nur eine weitere Idee, oder könnte es tatsächlich die Zukunft der IT-Infrastruktur in der EU verändern?
Was ist EU OS?
Anders als frühere Projekte wie LiMux in München oder GendBuntu in Frankreich, die von nationalen Behörden vorangetrieben wurden, ist EU OS bisher eine community-getriebene Linux-Distribution, die speziell für den Einsatz in öffentlichen Verwaltungen innerhalb der EU entwickelt wird. Das Ziel ist es, eine standardisierte, sichere und anpassbare Plattform bereitzustellen, die als Grundlage für verschiedene nationale oder regionale Anforderungen dienen kann. So sollen Verwaltungen eine flexible und einheitliche Lösung erhalten, um die digitale Unabhängigkeit von großen Softwareanbietern wie Microsoft zu stärken.
Ursprung und Initiator des Projekts
Dr. Robert Riemann, tätig beim European Data Protection Supervisor (EDPS), gilt als Initiator des Projekts. Jedoch gibt es derzeit noch keine offizielle Unterstützung durch EU-Institutionen. Eine parlamentarische Mitteilung vom Januar bestätigt, dass es keine formellen Bemühungen der EU gibt, eine eigene Linux-Distribution zu entwickeln.
Fedora als Basis
EU OS setzt auf Fedora Linux als Grundlage und verwendet KDE Plasma als Desktop-Umgebung. Das Projekt ist modular aufgebaut. Das heißt, es besteht aus verschiedenen Schichten. Eine gemeinsame Basis sorgt für Einheitlichkeit, während zusätzliche Schichten es ermöglichen, das System an nationale oder regionale Bedürfnisse anzupassen. Die Entwicklung von EU OS folgt der Open-Source-Philosophie. Für die Versionskontrolle und kontinuierliche Integration wird GitLab verwendet, die Nutzung von Alternativen wie Forgejo wird in betracht gezogen.
Warum braucht die EU eine eigene Distribution?
Viele europäische Behörden und Verwaltungen sind immer noch stark von proprietären Betriebssystemen abhängig, insbesondere Windows. Diese Abhängigkeit führt zu Problemen:
Hohe Lizenzkosten: Jedes Jahr zahlen öffentliche Einrichtungen Millionenbeträge für Softwarelizenzen.
Abhängigkeit von US-Unternehmen: Datenschutzbedenken und geopolitische Spannungen machen eine EU-eigene Lösung attraktiver.
Mangelnde Kontrolle über Sicherheitsupdates und Datenverarbeitung: Mit einer eigenen Linux-Distribution hätten Behörden volle Kontrolle über ihre IT-Infrastruktur.
Das Prinzip „öffentliches Geld – öffentlicher Code“ spielt hier eine entscheidende Rolle. Wenn öffentliche Gelder für Software ausgegeben werden, sollte diese Software auch der Allgemeinheit zugutekommen und nicht nur einzelnen Unternehmen.
Fazit
Dass ich für eine europäische Lösung und Abnabelung von Microsoft und Konsorten bin, sollte klar sein. Die Entscheidung, EU OS auf Fedora aufzubauen, ist fragwürdig. Eine europäische Basis wie openSUSE wäre aus meiner Sicht eine naheliegendere und politisch stimmigere Wahl gewesen. Die Wahl der komplexen Desktop-Umgebung KDE Plasma ist ein potenzielles Sicherheitsrisiko für sensible Behörden-Systeme. Eine schlankere, besser kontrollierbare Alternative wäre wünschenswert. Der unklare Status, besonders mit dem Namen „EU OS“ als Community-Projekt ohne offizielle EU-Unterstützung könnte für Verwirrung sorgen und Glaubwürdigkeit und die potenzielle Akzeptanz des Projekts beeinträchtigen. Aber warten wir es einfach mal ab..