Deutschland setzt auf DVB-I. Für uns als Zuschauer heißt das, kein Kabel, kein Satellit, keine nervige Antenne mehr. Stattdessen läuft lineares Fernsehen künftig über das Internet, aber nicht einfach so als stinknormales Streaming, sondern als cleverer Hybrid-Standard, der Broadcast und IP vereint. Klingt schick und modern, ist auch technisch ein cooler Schritt in Richtung Zukunft.
Was bedeutet DVB-I überhaupt?
DVB-I ist der Versuch, das beste aus zwei Welten zu holen. Die Zuverlässigkeit und Einfachheit von klassischem Fernsehen mit Kabel, Sat oder Terrestrik soll mit der Flexibilität und Vielfalt des Internets verbunden werden. Keine Kabelverlegung mehr, keine teuren Satellitenschüsseln, sondern Empfang via Internet. Aber eben so, dass es sich für den Nutzer weiterhin wie gewohnt anfühlt.
Die ARD arbeitet gemeinsam mit ZDF, ProSiebenSat.1, RTL und weiteren Partnern daran, die linearen Programme auch dann in gewohnter Weise auf TV-Geräte zu bringen, wenn diese nur mit dem Internet verbunden sind und keinen Kabel-, Satellit- oder Terrestrikanschluss haben. Man arbeitet gerade an den Rahmenbedingungen für eine Markteinführung von DVB-I.
In Deutschland gab es schon einen ersten DVB-I-Pilot von September 2022 bis März 2023, an dem 21 private und öffentlich-rechtliche Sender, Technikfirmen, Satellitenbetreiber und andere Organisationen beteiligt waren. Dabei wurde getestet, wie das Umschalten von klassischem Broadcast auf IP-Streaming klappt. Inklusive Zusatzfunktionen wie HbbTV und DRM-Signalen. Ergebnis: technisch machbar, moderate Umschaltzeiten, alles läuft.
Ein Blick nach Großbritannien zeigt, dass die BBC sich auf das Ende von terrestrischem und Satellitenfernsehen im Jahr 2034 vorbereitet und einen DVB-I-TV-Stick plant, der den Empfang per Internet ermöglichen soll. Kostenlos und ohne Schnickschnack.
Klingt eigentlich super, denn die derzeitige Realität…
Durch meinen Einblick bei einem städtischen Glasfaseranbieter, der IPTV anbietet, ist mir vollkommen bewusst, was die derzeitige Situation für viele Menschen bedeutet. Gerade ältere Jahrgänge, die es gewohnt sind, einfach ein Kabel in den Fernseher zu stecken und loszuschauen, stehen oft vor einem riesigen Berg an Bedienungshürden.
IPTV klingt vielleicht schön, heißt in der Praxis aber, du brauchst einen extra Stick oder eine Box, weil die meisten Smart-TVs nicht die nötige App out-of-the-box bieten. Und jetzt stell dir vor, du musst Oma Hildegard erklären, dass sie nicht nur den Fernseher einschalten soll, sondern erst mit der Source-Taste den richtigen HDMI-Port suchen muss, dann warten bis der Stick bootet, Werbung wegdrücken und endlich in der App das Programm auswählen. Und wehe, sie verdrückt sich mal… Tasten sind klein, Sehkraft und Gefühl nicht mehr so top.
Dazu kommt das WLAN-Drama in alten Wohnungen, wo der Router meilenweit entfernt ist oder gar kein LAN-Kabel liegt. Dann geht gar nichts mehr.
Der Support-Albtraum
Wir haben seit Jahren mit dem Thema IPTV zu kämpfen. Mehrere Hardware-Wechsel, Lieferantenwechsel, proprietäre Set-Top-Boxen, die ständig ersetzt werden müssen und jedes Mal Berge von Elektroschrott. Mittlerweile setzen wir auf freie Android-TV-Boxen, was zwar etwas unabhängiger ist, aber weder das Bedienerlebnis noch die Update-Situation wirklich verbessert. IPTV ist ein riesiger Support- und Frustfaktor im Vergleich zu klassischem Kabel und die Anzahl möglicher Fehlerquellen astronomisch. Von der Hardware über WLAN, Software, Bedienung bis hin zu Netzstabilität.
DVB-I macht es besser?
Der große Vorteil von DVB-I ist, dass es hoffentlich viele dieser Probleme elegant löst. Wenn der Standard gut umgesetzt ist, könnte man sich den Sticks und Boxen-Wahnsinn sparen, weil DVB-I die TV-Kanäle quasi als native App oder fest eingebauten Standard im Fernseher laufen lässt. Ohne extra Zusatzhardware, ohne ewig umständliche Bedienung.
Das wäre für Nutzer, gerade ältere, ein echter Gewinn. Einfache Bedienung, weniger Supportaufwand und ein Schritt raus aus der IPTV-Hölle. Ob das klappt, hängt aber von der Umsetzung und vor allem von den Geräteherstellern ab, die den Standard auch vernünftig einbauen müssen.
Bis dahin bleibe ich dabei: Kabel und Sat sind zwar altmodisch, aber aus Nutzer- und Support-Sicht oft immer noch die bessere Wahl. IPTV ist zwar cool und modern, aber in der Praxis leider oft eine frustrierende Technik-Hölle.
2 Kommentare
Sei froh Sahneschnitte, dass du das nicht mehr lange machst.
Hahaha. For real..;-)